Dienstag, 23. August 2011

D | BREMEN | Die Kunst des Reisens. Wir alle können sehen

 yeah!
ein cooler junger typ, fetzige gel-iro-frisur, aufreißendem bärtchen, harter sonnenbrille und einem handy auf dem neuesten stand der technik, das zeigt, wie sehr cool und in mode er ist -
genau dieser typ interressiert sich beSTIMMT für die architektur dieses gebäudes am bremer markt, welches er gerade abknipst.
ich weiß noch nicht einmal, welche sehenswürdigkeit er sich da während seiner reise aneignet, sie mit nach hause nimmt um seine freunde und verwandte neidisch zu machen, dass sie dieses abgefahrene teil nicht auch mit eigenen augen (bzw. mit dem eigenen handy) sehen können - es ist jedenfalls nicht das rathaus, aber es ist an dem touristenplatz, markt, mit dem berühmten roland. vielleicht ist es gar kein "wahrzeichen". aber es ist groß und sieht alt, imposant und wichtig aus - wichtig, um es abzuspeichern. denn mit offenen mund steht niemand davor, nur mit offener kameralinse.
...ich kam gerade aus einer umwerfenden ausstellungen mit fotos von reisen ("wohin geht die reise?" im paula-moderson-becker-museum), wollte das thema umsetzen, mit meiner für inspirationsmomente immer in der tasche seienden kamera  und sah dann leider nur dieses ewig gleiche reisen, ewig gleiche fotografisch dokumentieren. (ekelhaft:) )
der roland, diese statue, war das lieblingsfotoobjekt. genauso wie vorm brandenburger tor - bloß kleinere dimension - wurde hier beweismaterial für das höchstindividuelle reiseerlebnis gesammelt:
...und diese sammler sammelte ich einfach mal. 
(schwarz weiß, weil die fotos nicht schöne farben hatten, doofes objektiv. soll nicht einen retro-schönheit-melancholie-touch machen.)
natürlich fotografierten sie alle in dieselbe richtung, da alle den roland fotografierten. ging sehr schnell, die fotos zu machen, war voll. einmal stand ich aber auf der anderen seite, also diesmal mit anderer fotografierenden-perspektive:
manchen reicht das handy, für manche muss es doch die große spiegelreflex sein. manchen reicht auch das nicht, zwei kameras müssen her:
Aber: man reist ja nicht alleine. wer macht das schon?
und man erlebt die tollen gesehenen sachen ja auch nicht alleine. genauso wenig, wie zwei kameras reichen, reicht es auch nicht, dass nur einer die statue (aus einer langweiligen perspektive ;) ) fotografiert, man genießt den augenblick, indem man sich vor dieses atemberaubende ding stellt und,  na ja, den moment festhält:
manch ein reisepartner ist aber langweilig. er möchte lieber zeit mit dem partner verbringen, als diese dinger abzuknipsen. ja, da muss man aber schon dem künstler seinem freiraum geben - und ein wenig warten (bzw. das bestaunte mitbestaunen):
 
 ...manchmal bestaunt man als reisepartner aber nicht nur die sehenswürdigkeit, sondern vor allem, wie toll der tolle andere fotografieren kann. neidisch?
ja ja, die kamera. immer gut als zeichen für künstlerischen blick und die macht, das bereiste land zu erobern.
meistens liebt man seine reisepartner und fotografiert sie gerne.
oder man liebt sich selbst und will ein andenken davon, dass man (selbst sehr toll und sehenswürdig) an diesem tollen ort gewesen ist. also: pose vor der sehenswürdigkeit (alle stehen vorm roland) und ab geht's. ...natürlich geht's nicht jedem um selbstdarstellung. dieses ritual des sich davor stellens gehört einfach dazu. eine besondere art des sich aneignens, ein sicheres zeigen des ich-war-dagewesens. und die traumhafteste erinnerung!!
(hiermit möchte ich mich noch weiter beschäftigen. Interessant: die Pose, lächeln, smile, happy und dann das auflösen. entweder fällt das gesicht zusammen, der stress wird sichtbar - verdammt, lass uns endlich weiter oder verdammt, kannst du blöder eigentlich keine kamera bedienen - oder: welche leute mir sympathisch waren, der spaß in der gruppe geht weiter und wird locker, weniger steif. ...ich will nämlich eigentlich gar nicht alle individuen über einen kamm scheren und einen ekel über eine gleichförmigkeit der masse ausdrücken. es gibt sympathien (und ausnahmen)! aber eben auch antipathien.)

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