Montag, 21. Mai 2012
Das Werden in der Welt
Von wegen nachträgliches Überstülpen einer Bedeutung: nachträglicher Text (Essay eher) zu Stopmotionvideo, alles ein wenig älter. Für das Video improvisierte ich, indem ich immer mehr in der Nähe befindliches addierte - um die Strickpuppe, nach kreativen Einfluss von K., einzuweihen. Nachträglich: Akkordeonmusik appliziert. Übrigens eigene - das erste Mal öffentlich:) Ausgehend von häufigem Spielen mit C-Dur und e-Moll mit M., leider bei der Aufnahme zum ersten Mal ein Metronom ausprobiert und deswegen spielerisch etwas verzerrt. Ich habe immer hohe Ansprüche an visuelle Wiedergabequalität durch Kameras, aber leider ist diese als Aufnahmemedium für Musik weniger geeignet - anderweitige Verzerrungen:)
Was ist der Beginn der Welt - eine tabula rasa, eine leere Tafel bzw. ein unbeschriebenes Blatt, auf dem die Welt Stück für Stück aufgezeichnet wird? und wie entsteht sie, durch das Subjekt, dass Begriffe für Blumen, Blätter, Bäume entwickelt oder reproduziert und diese dann auf Gegenwartsstrukturen anwendet - die Welt konstruiert?
Da die tabula rasa eigentlich ein Konzept der eher empiristischen Philosophie ist - bei der die Seele des Menschen zu Beginn beschreibbar weiß ist und auf das Werden durch Sammeln von Erfahrungen, Sinneseindrücken der Welt wartet - wie wird denn der Mensch in der Welt, abgesehen davon, wie diese entsteht? (nebenbei geht das natürlich gar nicht konform mit vorausgesetzten Kategorien etc. wie bei Kant, für die Fans unter uns:P)
Werden des Seins - was ist Sein? Dem guten Franzosen Sartre - Existenzialist - zufolge sei das Sein „leer von jeder Bestimmung außer der Identität mit sich selbst“ (Sartre, Das Sein und das Nichts, S. 69) und umfasse einerseits die konkrete Existenz, und gleichzeitig alles Vergangene und auch später Mögliche. Das Sein der Dinge bestehe aber nicht darin, ihr Wesen zu zeigen, sondern dieses sozusagen erst zu entwickeln: „Die Existenz geht der Essens voraus“ (Sartre, Ist der Existenzialismus ein Humanismus?, S. 14) und nicht umgekehrt deterministisch, dass die Eigenschaften des Menschen vorhanden sind und diese im Sein nur immer mehr zum Vorschein kommen. Also geht auch die Freiheit des Subjekts allem voraus, da man sich so selbst zu etwas macht und nicht beschrieben ist - "der Mensch ist verurteilt, frei zu sein" (ebd., S. 25) - man MUSS also etwas aus sich machen und man macht etwas aus sich - nachdem man in die Welt geworfen wurde.
Etwas aus einem Menschen zu machen ist auch eine Art Autorschaft. So schreibt dieser Autor den Menschen, die Welt, aber zeichnet jeder sich selbst oder wird man bezeichnet? Auch Sartre sagt, dass der Blick des Anderen (massenhaft in das Sein und das Nichts zu finden) auch konstitutiv ist, da er uns aus dem Seinsfluss herausreißt und man dabei sozusagen für den anderen ist, ähnlich des Spiegelstadiums von Jaques Lacan ein Moment der Reflexion - was bin ich und möchte ich so für den Anderen erscheinen? (aber bei Sartre auch ein Moment des Stopps) ...In der Welt mit Anderen haben diese auch einen Einfluss auf unser Sein.
Man bekommt Feedback zu seinen Handlungen - dieses konstruiert, bestätigt, verneint formt. Aber auch bevor man handelt, also Essens, Wesen, Charakter, Zeichenhaftigkeit, Form ausbildet, bekommt man Input - die gute alte Sozialisation.
und die Medien: Zeitschriften bilden die Begriffe, Fernsehen. Genauso die Umgebung, Menschen, Blumen, Welt. Repräsentationen, Zeichen, Verkörperungen - Stars sind hergestellte, natürlich scheinende Idealisierungen, die den Begriff von "Schönheit" und auch Geschlechtlichkeit bilden, denen es sich anzunähern gilt. Kultur kann als Text gelesen werden, sagt der Roland Barthes und sowieso die Kulturwissenschaftler. Text enthält Begriffe, die wir uns (performativ:) ) überstülpen.
Zurück zum Beginn: Wenn auch vielleicht das reine weiße Blatt der Welt nicht unbedingt gegeben ist, und wir aber mit einer menschlichen Struktur, Vernunft- und so Begriffbegabt in diese hereingeworfen werden, eignen wir uns im Sein Eigenschaften aus dieser Zeichenwelt an. Verwirrend: Haben oder Sein? (ja, ich lese gerade Erich Fromm mit gleichnamingem Titel:) )
Bezeichne, zeichne, konstruiere dich selbst. Übrigens: keine Komsumkritik an Stars, sie sind nur das beste Beispiel für mediale Repräsentationen bzw. Begriffe, natürlich scheinende Ideale, die man sich gerne aneignen und überstülpen möchte. Körperkonstruktion unter nur scheinbarer Autonomie und Körper als scheinbar formbares Material (siehe "Make Up und Make Over" von Elke Gaugele:) ) - und leben in der Kultur, Kultur als Text.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen