Freitag, 14. November 2014

SLOWENIEN | KOPER | erholende Anstrengung

Dinge, über die man sich mal so Gedanken macht: Liebe, Freiheit, Glück.
Und auch solche Dinge wie Reisen und Urlaub. Und den Geldbeutel. Ach, und vieles auch sonst so.
...
In einem Gespräch in einem Hostel in Bled/Slowenien redete ich mit einem Holländer und einem Australier über "Reisen" als Beziehungstest. Dann würde man so richtig an die Grenzen stoßen und sich so richtig kennen lernen. Kann übel ausgehen. Ich wendete ein, was denn ist, wenn man die ganze Zeit fröhlich im Hotelzimmer ist. "That's not travelling", wurde mir entgegnet. "That's being on holiday".
Im Urlaub sein und Reisen, das ist nun wirklich was ganz anderes.
Wohin geht die Reise?
..."Urlaub vom Urlaub". ein lustiges genervtes Anti-Pärchenlied von Deichkind. Ja, den braucht man manchmal.
Reisen ist Verkehr, bewegen, vorwärts (seitwärts, rückwärts, aufwärts, abwärts - schränken wir uns mal nicht auf diese bürgerlichen Kategorien ein. Aber vor allem doch: Vorwärts.
Reisen ist vorwärts, aber mit ungeplanten Hindernissen. Und trotzdem erwartet einen dahinten das Meer.
Was ist Reisen neben Verkehr? Erholung, Stillstand? Verkehr ist auch nervig, verstellt die Sicht, ist zu dominant in seinen grauen Straßen, doch wie zu Hause aussehenden Autos und der immergleichen Geräuschsuppe. Trotzdem bleibt Reisen ein Bewegen auf den vorgebauten Straßen.
hin und her und her und hin. Auch von Sehenswürdigkeiten nur Straße über Straße. Die Stadt besichtigen heißt die Straßen entlanggehen. 
Und das ist eben: Anstrengend.
Beim Packen ist immer mein größtes Problem: Welche Schuhe passen am besten zu verschiedenen Wetterverhältnissen und in welchen kann ich trotzdem am Besten laufen, ohne dass ich so viel Schmerzen habe, dass ich eben nicht mehr Laufen kann?
Und beim Reisen geht es mir viel darum: Wie kann ich Sitzpausen einbauen, dass ich wenig verpasse, aber mir nicht total den Rücken vom Rucksacktragen kaputt mache? Wie baue ich Essenspausen ein, ohne mir in zu teuren Restaurants was kaufen zu müssen, wie transportiere ich welches Essen, das nicht in der Tasche zerdrückt, alt wird oder zu schwer ist?
Ich bleibe dabei: Reisen ist nicht Erholung, being on holiday, es ist: anstrengend.
So. Moment. Mal wieder zurück zur einigermaßen irgendwie transzendenten Spaßerfahrung. Man bezahlt ja nicht für die Erschöpfung beim Reisen.
Und jetzt zu etwas, was ich im Nachhinein diverse Male als "the most exhausting things i've ever done, but also the most beautiful things i've ever seen" bezeichnet habe.
Hart, aber verdammt fett: Eine dicke fette Fahrradtour entlang der Küstenstädte von Slowenien. Und das in einem ziemlich erkälteten und von vielen Reisetagen angestrengten und vermuskelkaterten Zustand.
Irgendwann, wenn der Körper müde ist, schüttet er nett Endorphine aus und dann fühlt man sich gut. Nette Sache!
...Hier: Flache Küste. Romantisches Fahrradgeturtel. Einfaches Treten, Einfache Aussicht.
Ich muss ja zugeben, ich bin keine Fahrradfahrerin, trotz des Hipster-Fixie-Trends. Auch wenn ich angesteckt (nicht nur angestrengt) wurde. Ich bräuchte auch eine Warnweste für mein Niveau. Für mich war eine Fahrradtour etwas neues - das ist es vielleicht nicht für jede_n. Aber ich war hellauf begeistert.
Eine andere Art von Verkehr - außerhalb des grauen Mainstreams. Und die Aussicht, Weitblick wie vom Eiffelturm, bloß auf weniger vor-gesehene Panoramen wie viele slowenische Weinberge.
Eben kein Verkehr. Und häufig noch nicht einmal Treten, Anstrengung, langes Gleiten, Abhänge entlang. So funktioniert das mit der Anstrengung: Mal muss man sehr lange Treten, mühevoll, den Berg hoch. Anstrengender, als locker ruhig am Meer entlang. Dann aber die Belohnung. Frei, körperlich unbewegt, aber bewegt werdend, den Abhang hinunter. und das nicht im Zustand der Dauerpassivität des Urlaubigen Sitzens, sondern des rauschhaft-Endorphingeladenen Bewegt-Werdens. Dann auch die Anstrengung hätschelnde Brise. Verdunstender Schweiß auf der Stirn, der kühlt, nicht der kühle Cocktail. 
Schade Schokolade: Das Fahrradfahrn ist schlecht zu dokumentieren. Go-Pros an der Jacke, okay. Aber nicht mit der Touri-Spiegelreflexkamera beim Fahren. Klappt nicht.
Und wieder um die nächste Kurve. Was kommt da?
Natur? Wohl eher schon halbwegs bearbeitete Natur - trotz Berg-Meer-Skyline. Der Ort, wo das sonst in den Städten Verbrauchte, Verzehrte hergestellt wird. Durch Sonne.
Auch Dörfer können (auf) Gipfel(n) sein, die man erklimmt, um weiterzukommen. Ab hier hab ich das Tempo angezogen.
Ich bin ja sehr stolz, dass auf jedem dieser Fotos ein Teil von Straßen und Wegen zu sehen ist, auf denen ich langgefahren bin. Toll, dass es Fahradverleihstellen gibt. Übrigens: Den Travel-Beziehungstest allein mit mir selbst habe ich bestanden. 

Mittwoch, 12. November 2014

SLOWENIEN | KOPER | bunt

Es ist ja immer ein Unterschied, ob die Sonne scheint oder nicht. 
besonders im Urlaub.
ein Vorteil: Man kann baden. 

ITALIEN | VENEDIG | venice through the looking glass

DAS ist Venedig. 
Beziehungsweise: Das steht für Venedig. Das, was da vorne dran ist an den hübschen romantischen Gondeln für den Pärchenurlaub. Heiratete nicht gerade George Clooney in Venedig?
DAS ist Venedig. 
Beziehungsweise das ist von der gleichen Stelle aus aufgenommen wie das Gondelsymbol. An touristischen Orten ist es voll, Architektur, Himmel, unten Menschenmassen, Die Gondelchen sind nur ein kleiner Teil am Rand des Sichtfeldes. Es ist Rumlaufen, Zurechtfinden. Viel. 
...ist DAS Venedig?
Nee, irgendwie nicht. Ja, es sind Eindrücke - aber irgendwas stimmt hier mit dem Beweismedium Foto, dass doch eigentlich ein "Fenster zur vergangenen Welt" ist, nicht.
Die Fotos sind allerdings alle Fotos, nicht total mit Photoshopt zusammengestückelt (nur ein bisschen Helligkeiten angepasst). So kam es auf dem digitalen Sensor an.
Der Clou: In einem Museumsshop habe ich so eine Plastiklinse gekauft, durch deren geschliffene Oberfläche man alles mosaikartig vervielfacht sieht. Kann man super Fotoexperimente mit machen.
Das bietet neue Möglichkeiten fürs Foto als Fenster zur Erinnerung der vergangenen Reise: 
Nicht alles fotografieren, die ganzen Touristenmassen, die unschönen störenden Dinge - so kann man sich nur auf die Symbole konzentrieren, die einen in der Masse in solch einer besuchten Stadt umgeben.
fotografierenswerte Tourismussymbole, Kirchen, Statuen, Silhouetten. Ich fotografiere das, was groß ist und wo LEute vor einigermaßen langer Zeit sich ziemlich angestrengt haben, es mit Stein zu bauen. Das, was dazu gedacht ist, Symbol für die Stadt zu sein, Venedig zu repräsentieren. Bloß - ich nehme es nicht in den Einzelheiten wahr, es ist nur ein - fotografierenswertes Objekt, das was mich umgibt, eine Sehenswürdigkeit für das Erinnerungsfoto. Es verschwimmt, es ist abstrakt wie auf diesen Mosaikbildern.
Und dann ist da noch das, was im Herumlaufen der Stadt zum Symbol dafür gibt. Was nicht vor-gesehen aus Tourismusführern bekannt ist. Und trotzdem so nett und niedlich, ständig in der Umgebung - in der Außenoberfläche der Stadt, die man besucht, der Architektur.
Das schöne an einer Kamera ist, dass sie fotografierenswertes festhält und man beim Blick durch den Sucher die Wahrnehmung fokussiert, das nervige, nicht erinnerungswerte und dann auch noch die Baustellengeräusche abschneidet, ausblendet.
Das schöne bei diesem ...Blickgerät... ist, dass man beim Durchblicken noch mehr isoliert, abstrahiert, zum Symbol erhebt. Es ist ein neuer Blick auf etwas vorgesehenes,