Freitag, 8. Oktober 2010

Fanfeeling auf Buchmesse

Das links ist Richard David Precht. Kennt man vielleicht von "Wer bin ich, und wenn ja wie viele". Ich war eine Zeitlang in der StudiVZ-Gruppe "Richard David Precht - Ein Traum", er ist zwar wirklich wissenschaftlich (Doktortitel) und alles, aber mit 46 für einen publizierenden Philosophen recht jung und durch sein Aussehen - längere Haare, lockeres offenes Hemd, Cowboystiefel - hat eher fast schon Bravo-Posterqualität. Ich finde seine Gedanken wirklich SEHR gut, aber auch ich bin zu seinem Podiumsgespräch bei der Frankfurter Buchmesse (war am 7.10. da) gegangen, weil ich einen Star sehen wollte, nicht nur, weil das Thema "sind wir nicht alle ein bisschen ego" mit dem Professor Metzinger interessierte (das aber auch).
Philosophische Kolloquien dieser Art (hier gab es aber kein Publikumsgespräch) kenne ich zu genüge aus der Uni. Und sie machen mir Spaß. Trotzdem war ich aufgeregt, Precht zu sehen -  als er auf die Focus-Forum-Bühne kam, war ich aber doch leicht enttäuscht, er sieht leicht "zerdetscht" aus, jedenfalls ist seine Darstellung in den Medien besser. Er machte es aber wett durch die Sachen, die er sagte, und das auf dem gleichen Niveau wie Metzinger  (Nebenbei sowas wie "Sätze wie 'Wir brauchen mehr Vertrauen in der Gesellschaft' sind leere Floskeln, die einen nur beim Publikum beliebter machen sollen und es sollte in den Schulen ein Fach zur Bewusstseinsbildung eingeführt werden" usw.). Seine Selbstpräsentation bleibt aber gegenüber dem "spießigen" Professor lässig. Normalerweise bin ich eine der jüngsten in der Uni bei freiwilligen Koloqien, typisches Publikum sind eher Männer mit weißen Haaren und diesen Sakkos mit den Ellbogenflicken. Davon habe ich bei dem sitzenden Publikum aber nur 5 gezählt (von 57, 8 weitere Männer). Im Gegensatz dazu aber 44 Frauen (Das sind über 77%!!)! Und die Stehenden waren fast ausschließlich weiblich, viele auch in meinem Alter mit bunten Klamotten und lockigen Haaren, die Alternativ-Öko-Kunst-Philo-Szene in etwa.
Die meisten scheinen sich aber in ihrer Erwartung des Starphilosophen getäuscht zu haben: für Sätze wie "...die erforderliche Implementation der Kategorien der Biologismen in die ethische Debatte..." konnten die meisten ihr Anhimmeln nicht aufrechterhalten und gingen gelangweilt.
Es ist wirklich erstaunlich, so so viele Frauenfans zu Precht kamen, denn das typische Publikum der Messe sah anders aus: viel Asiaten, Männer meist im Anzug, Frauen meist schick und in superhohen Schuhen (ich sprach hier wie gesagt von Ökos).
Für mich qualifizierte sich Precht nicht nur durch sein Aussehen, sondern auch durch sein Wissen. Ich finde es aber gut, dass die Mädchen, die sonst  durch seine Bücher das Gefühl haben, so schön philosophisch-tiefgründig-nachdenklich-anders zu sein, merken, dass echte Philosophie vielleicht doch nichts für sie ist.
 Für mich war der langweiliger aussehende Fachprofessor übrigens interessanter, da er sich auf Hirnforschungskrams spezialisierte.
Ich war aufgeregt, weil ich meinen Star Precht sehen konnte - und es ging mir vorrangig ums Aussehen, denn Texte kann man auch zu Hause von ihm genug lesen. Früher hat man sowas bei seinen Lieblingsbands gemacht, zu einer Veranstaltung reisen, um sie zu sehen - denn hören kann man sie auch zu Hause.
Es gab auch Stände wie bei Festivals
Nach einer Weile reist man dann zu Festivals, um gleich mehrere Bands zu sehen und neue kennen zu lernen. Ich bin nicht mehr so fanatisch Musiker-Fan, jetzt geht's mehr in Richtung Autoren. Also war die Buchmesse das neue Musikfestival für mich - Bücherfestival (Es waren natürlich noch andere Stars da. Nazan Eckes, Elke Heidenreich, Live-ARD-Moderation, Tommy Jaud usw. hab ich gesehen, einen Tag später war mein Liebling Stefan Klein dort.). Im Sommer war die Autorin Alexa Hennig von Lange in der Uni, und als ich mein Buch signieren ließ, war ich so aufgeregt, wie mit 14, als Bela B. von Die Ärzte an mir vorbeilief.
Früher liebte ich Hollywoodschauspieler (ging ins Kino) und Star-Musiker (ging auf Konzerte oder Festivals), jetzt liebe ich Bücher (geh auf Buchmesse). Mal sehen, was für Festivals und Stars mich in ein paar Jahren anmachen, ich hoffe nicht "der rassigste Hausdackel" oder sowas. Jedenfalls ist es besser, nach dem Inhalt und nicht der Oberfläche zu gehen.

Es gab aber noch eine Verbindung von Stars und heimischer Uni: Ich fand einen Comic eines Dozenten. MAWIL war zwar nur Gastdozent, ich hatte aber im Sommer einen Comicworkshop bei ihm. Und in dem Comic "die Band" stellte sich heraus, dass er ganz ähnliche Erfahrungen wie ich selbst damit hat, plötzlich Bass in einer Band zu spielen (und sich die Blasen davon aufzustechen, siehe Bild).
War ein großer Zufall, denn das Gelände war SOWAS VON GROß. So ein Festival mit 2 Bühnen und ein paar Ständen ist da noch überschaubar.
Es gab nicht nur MASSEN von Büchern (links), sondern SO viele Stände... Hauptsächlich von Verlegern. Mehrere Hundert in einer Halle. Man konnte sich also längst nicht alle anschauen, schon gar nicht intensiv. Ich lief immer durch die Gänge, auf der Suche nach Werbegeschenken (habe nur 2 Kugelschreiber bekommen:( ). Letztendlich sind Festivals (Bands) also doch besser, da vor der Bühne sitzen was anderes ist, als sich zu informieren. Denn zum Lesen kommt man kaum. Insgesamt schien die Messe aber eher für Verleger, Autoren, Illustratoren zu sein - also geschäftlich anstelle von freizeit-genießen. Na ja.
Bei einer Pause kann man doch mal schön genießen. Bloß merkt man da dann doch, dass auf einem Festival einfach eine lockerere, buntere Stimmung herrscht.


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