Dienstag, 1. Oktober 2013

That's what people do on Sunday mornings..

Heute Morgen war ich mit Tate an seinem Arbeitsplatz: der Epiphany Episcopal Church! ..Pisco-was?

Im Grunde handelt es sich bei der Kirche um eine katholisch-anglikanische staatliche Kirche. Tate, ein Projektteilnehmer aus Towson, arbeitet in der Kirche als Vokalist und verdient wie er sagt jede Menge Asche. Überhaupt arbeiten viele der Amerikaner_innen in Kirchen und nehmen dafür sogar einstündige Anfahrten mit dem eigenen Wagen in Kauf, wie es bei Katie, der Gastgeberin von Inga und Pia, der Fall ist.
Wie dem auch sei, der Kirchgang war eine besondere Erfahrung für mich, obwohl oder vielleicht auch gerade weil ich mit und in der katholischen Kirche aufgewachsen bin.

Die Kirche ist ein Gebäude, das von eher einer Highschool gleicht als dem, was wir als Kirche identifizieren. Der Innenraum überzeugt mich dann aber doch: ein großer Raum mit hohen, holzverkleideten Decken, Licht durchflutet von der durch die bunten Glasscheiben scheinenden Sonne, in zwei Blocks Kirchenbänke hintereinander gestellt und nach vorn ausgerichtet, wo sich Priest Kristof zur Gemeinde gewandt später wiederfindet. Er hat alle eintretenden Gemeindemitglieder mit Handschlag und einem warmen Lächeln persönlich begrüßt, ist gut drauf.
Ich setze mich in die letzte Bank, lasse meinen Blick durch das noch leere Kirchenschiff schweifen und lausche dem Chor beim Einsingen vor der Orgel, die eine Frau mit grauer Krause mit ganzem Körpereinsatz bespielt.
Der Chor, bestehend aus etwa 10 Personen ist in schwarz-weiße Talare gekleidet und zieht mit den Messdiener_innen und den Geistlichen ein. Das "Programmheft" sagt: Enter in Silence. Es gibt ein Kreuz, Kerzen und lächelnde Gesichter - ich habe noch nie so betagte Messdiener_innen gesehen - da muss Hingabe hinterstecken. Die Sänger_innen verteilen sich zu beiden Seiten der Gemeinde und schmettern los: Praise, my soul, the King of heaven.. Ich denke: DANKE! Amerikanischer Überschwang und stimme schief, aber laut und voller Inbrunst mit ein! ;-)

Die Messe verläuft wie gewohnt: Gruß, Gloria, Lesungen, Predigt, Kommunion, Gebete..
Ich fühle mich sehr an damals erinnert und es ist doch wie ein Spiel, da ich alles einfach auf Englisch nachspreche. Ich gehe zur Kommunion und empfange kniend ein süßes Stück Brot, beinahe Kuchen, und Rotwein - genauso wie die vielleicht 5 und 7 Jährigen neben mir..
Es gibt Kommunionhelfer_innen, Kelch und Schale aus Gold.
Auf meinem Rückweg schaue ich mir die Gemeinde genauer an: Junge und Alte, Familien, ein Hund.. auffallend viele tragen violette Shirts. Bein näherem Hinsehen identifiziere ich sie als Footballshirts der Mannschaft Baltimore Ravens und mir fällt ein, dass diese heute ein Spiel haben.
Einige haben einen dieser typischen Auffüllbecher mit Strohhalm dabei und trinken während der Messe - ich trinke auch etwas aus meiner neuen Trinkflasche der Towson University: es fühlt sich irgendwie falsch an, was daran liegt, dass es in der Kirche meiner Kindheit absolut verboten war und daher gar nie in Betracht gezogen wurde.
Die Frau in der Reihe vor mir flüstert mir ein Kompliment für meine Jacke zu. Yeah, endlich! ;-)
Als es zum Friedensgruß kommt schüttle ich die Hände der mich umgebenden und richte meinen Blick wieder nach vorn, wo ich eine sich zerstreuende Gemeinde sehe - alle verlassen ihren Platz und bewegen sich durch den Raum, um noch mehr Leuten den Frieden zu wünschen. Es entsteht eine wabernde Unordnung mit anschwellender Geräuschkulisse.. Das geht so weit, bis der Pastor die Gemeinde mit erhobener Stimme auffordert wieder auf ihre Plätze zurück zu kehren, Kaffeeklatsch könne im Anschluss gehalten werden, die Gemeinde lacht.

Nach der Messe verteilen sich die Leute langsam, manche lauschen dem Orgelspiel, manche unterhalten sich. Im Vorraum ist nach meinem Begriff ein ganzes Büffet aufgebaut: Kekse und Kuchen, Limonade, kleine Sandwichecken.. Kaffee gibt es aber auch!

Dieses Bild zeigt zwar nicht das originale Buffet, jedoch wäre so eine Etagére nicht weiter auf dem tatsächlichen Tisch aufgefallen!












Eine etwas andere Sonntagvormittagserfahrung hat eine andere Projektteilnehmerin Sina gemacht. Sie und ihr Freund Thomas haben mit ihrem Host Brian und seiner Familie ein frühmorgendliches Grillen besucht - Vorbereitungen für das Ravensspiel. Um 6 Uhr in der Frühe treffen sich die Fans vor dem Stadion und grillen an. Sina hatte Eier und Speck vom Grill zum Frühstück, Thomas ein Hot Dog.. 
Manche der 'Griller' gehen noch nicht mal zum Spiel - das Event drumherum ist das Event, wie wir schon beim Football festgestellt haben.

An diesem Sonntag folgt vielversprechend die letze Aufführung des Acapellakonzerts und der Ausstellung. Finale in Towson!

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