Montag, 15. September 2014

ESTLAND | TALLINN | lustige fremde Sprache?

Über ein "Multikulti" zu reden, sei gar nicht links, sondern ziemlich rechte Ideologie, las ich erst heute wieder. Denn Kulturen sind keine geschlossenen Systeme, sind in ihrer naturgegebenen Einheit und Echtheit noch vorhanden. Hybrid gibt es gegenseitige Beeinflussungen. Transkulturalität ist das Stichwort. Und wenn man (wie ich) in Europa (hier: Estland, Finnland) umherreist, sieht man dann doch häufig sehr ähnliche Dinge, die unterschiedlichen Trachten und aufgezeichneten Riten findet man eher im Museum. Oder an verkleideten TouristenführerInnen.
Natürlich gibt es Unterschiede, Dinge sind unterschiedlich stark ausgeprägt, andere Sachen dominieren und die Personen auf der Straße sehen auch nur auf den ersten Blick gleich aus wie "zu Hause". Bekannte Landschaft, bekannte Stadtoberfläche. Aber eins stört da ganz gewaltig, ist ganz gewaltig anders und unbekannt: Schrift und Sprache.
...Das ganze spielt sich in Tallinn, Estland ab. Und teilweise noch in Helsinki, Finnland. Bei ersterem gibt es manchmal für mich gar nicht decodierbares Kyrillisch, allerdings kenne ich die guten alten lateinischen Buchstaben schon ganz gut. Allerdings, wenn ich sowas lese, ist es nur HÄÄ?
Viele aneinandergereihte Buchstaben, mehr ist das für mich nicht. Lustig, das ist das für mich. Weil man lacht über Unbekanntes. Von wegen - die andere Kultur verstehen?
es könnte wirklich irgendetwas da stehen. überall.
Das schöne ist bloß, dass einen dann manche Wörter noch an bekannte eigene erinnern können. Schon fühlt man sich in der fremden Kultur zu Hause. Und ihr überlegen. Und lacht.

Tatsächlich erinnern doch manche Dinge an bekannte Dinge, und irgendwie scheinen diese Zeichen sogar das gleiche zu bezeichnen. Aber aus Kunst wird Kunsti? Scheint leicht albern. Man versteht, hat eine Orientierung, aber lacht immer noch. Diese Verniedlichungen hier, wie im Kindergarten.
Fremdheit. Wie immer: perfekt, um sie abzuwerten.
Aber noch ein genaueren Fokus auf das, was da bei diesen Zeichen repräsentiert wird: Unter den lateinischen oder kyrillischen Buchstaben befinden sich noch andere grafische, lesbare Symbole: Z.B. mal wieder etwas, was mein Lieblingsthema Geschlecht angeht. Diese einfachen Dreieckssymbole reprodzieren zwar wieder alte (Macht)strukturen Frau-Kleid, Mann-starke breite Schultern, aber es gab da noch etwas ganz anderes in ...na ja, nicht Estland, sondern Finnland:
Ja, ein Schild für Fußgänger. Für den Mutterkindstreifen neben dem Radweg. Moment mal... Muterkind? Eine Mutter mit Hosen? Oder etwa... Ein Mann, ein Vater? Und das Kind ist auch nicht zwangsweise ein Mädchen? Hier passiert plötzlich etwas außerhalb der traditionellen Zuweisungen. Und da findet man plötzlich etwas Fremdes, wo man vor Freude lacht. Manche finden es bestimmt seltsam, diese andere Repräsentation und die anderen Zeichen, aber garantiert nicht schlechter als zu Hause.
Und manchmal gibt es da noch einmal diese noch allgemeineren Sprachen, die man einfach fotografieren kann.

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